Serbiens schwieriger Weg zwischen den Fronten

Das Interview von Roger Köppel mit Serbiens Präsident Vučić zeigt: Neutralität braucht Standfestigkeit – und andere Blockfreie.

Mit diesem ausserordentlichen Interview am 26. Jahrestag der illegalen NATO Bombardierung Jugoslawiens (24. März 1999), zeigt Roger Köppel, Chefredaktor der Weltwoche, wie wichtig die Neutralität ist für die Schweiz. Jugoslawien wurde zerstückelt in einzelne Provinzen, von denen die meisten mittlerweile unabhängige Länder wurden.

Jugoslawien war damals wirtschaftlich eines der fortschrittlichsten und am schnellsten wachsenden Länder Europas. Die Leute lebten relativ zufrieden unter General Tito, der mit eiserner Hand die verschiedenen Ethnien zusammenhielt. Das durfte nicht sein, denn Jugoslawien praktizierte damals eine Art von Sozialismus, der für den Westen unakzeptabel war. Also musste das Land zerrissen werden, was man heute auch die Balkanisierung Jugoslawiens nennt.


Das Ende Jugoslawiens wurde von langer Hand vorbereitet, z. B., mit zunehmender Verschuldung vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank aufgedrängten sogenannten strukturellen Anpassungskredite, die in den meisten Fällen nicht notwendig sind, aber akzeptiert werden, weil sonst ein Land riskiert international marginalisiert zu werden.

Obwohl kein NATO-Mitglied, nimmt die Schweiz mit seit 1999 mit SWISSCOY [„Swiss Company“ für NATO KFOR] Truppen Teil an KFOR.

Nach neun Jahren Vorbereitung, hat Kosovo am 17. Februar 2008, unilateral seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Die USA und die Schweiz waren die ersten Länder die Kosovos Unabhängigkeit anerkannten und sofort diplomatische Beziehungen mit dem neuen Land einrichteten. Und das obwohl die Schweiz sehr wohl um die illegale NATO-Intervention in einem souveränen Land, und damit um die Illegalität Kosovos Bescheid wusste.

Heute wird Kosovo von ungefähr 100 Ländern (aus 193 UNO-Mitgliedern) diplomatisch anerkannt, aber nicht von Russland und China, und selbstverständlich nicht von Serbien, und auch nicht von Bosnien-Herzegovina, das ebenfalls von der NATO zerstört wurde im August-September 1995, durch die sogenannte „Operation Deliberate Force“.

Heute ist Serbien, die grösste Republik des damaligen Jugoslawien, wiederum das wirtschaftlich und soziologisch fortschrittlichste – und vor allem unabhängigste Land des Balkans. Es hat seine Erfolge hauptsächlich mit Präsident Aleksandar Vučić erreicht. Er widersetzt sich dem Diktat Brüssels und anerkennt die Sanktionen gegen Russland nicht.

Präsident Vučić wurde 2017 demokratisch gewählt und 2022 wieder gewählt. Er hat den „Open Balkan“ initiiert, eine Freihandelszone innerhalb des Balkans, was eine Art Wirtschaftsboom nicht nur in Serbien aber im gesamten Balkan auslöste.

Diese Unabhängigkeit passt Europa und dem Westen nicht. Gemäss Präsident Vucic ist in Serbien einer Farbenrevolution unterworfen, finanziert vorwiegend von europäischen und US-amerikanischen NGOs.

Hören Sie sich selber das Interview an (auf Englisch mit deutschen Untertiteln), in dem Präsident Vučić seinen unabhängigen Standpunkt darlegt: .

Das sollte auch eine Lehre sein für die Schweiz, neutral zu bleiben, unabhängig von der Europäischen Union und von der NATO.




Peter Koenig – Ökonom, geopolitischer Analyst.

Weltwoche Daily: «Nur über meine Leiche»: Serbiens Präsident Vucic über die Proteste und die Forderung nach einem Regierungswechsel ohne Wahlen. 25.3.2025

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